Baumwipfelpfad
40 m ist der runde, hölzerne Aussichtsturm im Naturerlebnispark Panarbora hoch. In dem komplexen Konstrukt steckt neben viel Holz ein hohes Maß an Ingenieurverstand. Bild: Bild: Uwe Völkner/FOX

News 2015-11-19T00:00:00Z BAUEN MIT HOLZ 11.2015: Naturnah mit Weitblick

Titelsotry: Anfang September 2015 wurde in einem Waldgebiet bei Köln ein neuer Walderlebnispark eröffnet. In dem Ensemble aus Holz stecken zahlreiche bautechnische Besonderheiten. Brand- und Holzschutz forderten von den Ingenieuren und Holzbauern gute, praktikable und pragmatische Konstruktionsideen.

Panarbora heißt der neue Walderlebnispark etwa 50 Kilometer östlich von Köln. Über den Höhen des Bergischen Lands schafft der Betreiber, das Deutsche Jugendherbergswerk Landesverband Rheinland e. V., derzeit einen neuen Standort für ganzheitliche Umweltbildung. Bald sollen Familien und Schulklassen die Gegend erkunden und in Baumhäusern die Nächte verbringen und erleben. Außerdem sind Gästezimmer in globalen Dörfern nach südamerikanischen, afrikanischen und asiatischen Vorbildern geplant.

Bereits fertig ist der hölzerne Baumwipfelpfad. Der 540 Meter lange Wanderweg durch das Blätterdach schließt an einen 40 Meter hohen, polygonförmigen Aussichtsturm an. Von diesem Konstrukt aus Brettschichtholz öffnet sich dem Besucher der Blick über das Umland.

Das Bauwerk ist ein eindrucksvoller Beweis für die Leistungsfähigkeit des Materials und ein Zeugnis hoher Ingenieurkunst. Für die Berechnung wurde zunächst ein räumliches Modell der gesamten Struktur erstellt. Dazu nutzten die Ingenieurinnen und Ingenieure des Ingenieurbüros Harrer Ingenieure, Karlsruhe, das Programm RFEM von Dlubal. Mit Ausnahme der Rundstahl-Diagonalverbände, Abfangträger, Aussteifungsringe und der Anschlüsse besteht die Konstruktion aus BS-Holz der Sortierklasse Gl32c.

BAUEN MIT HOLZ 11.15

Auch wenn das Bauwerk im Freien steht und nach allen Seiten hin offen ist, sind die Überlegungen für den Brandfall von zentraler Bedeutung für die sichere Nutzung des Erlebnispfads. So wurde zunächst von der Dr. Reintsema Ingenieur GmbH, Nümbrecht, ein Brandschutzkonzept erstellt. Danach bestehen an die Brücken des Baumwipfelpfads keine Brandschutzanforderungen. Zwei voneinander unabhängige Rettungswege liefern dafür die Voraussetzung. Außerdem mussten die Ingenieure sicherstellen, dass die einzelnen Brückenelemente unabhängig voneinander versagen können. Sollte also einer der Brückenstege ausfallen, können die Nutzer auf und über die beiden benachbarten Stege flüchten. Das Gleiche gilt für die Zugangs- und Übergangsbauwerke, sofern diese vom Aussichtsturm durch eine Fuge getrennt sind.

Bezüglich des Aussichtsturms wurde auf Grundlage von Entfluchtungsberech­nungen die Brandschutzanforderung R30 gestellt – trotz zunächst im Sinne des § 54 Sonderbauten der LBauO NRW noch höherer Forderungen. Personen sollen den Turm im Brandfall eigenständig verlassen können.

Den ausführlichen Artikel lesen Sie in BAUEN MIT HOLZ 11.2015.

Autoren: Marion Kleiber, Michael Bendig und Matthias Gerold

zuletzt editiert am 04. August 2021